* 7. September 1906
† 5. Januar 1989
von Klaus Linder
Essay
Philip Herschkowitz ist einer der wenigen Komponisten seiner Generation, deren frühe Kompositionen sich bereits einer voll ausgebildeten Zwölftontechnik bedienen. Dies belegt ein Brief des 22jährigen an Alban Berg aus Rumänien vom 1.Aug.1929: „Ich bin überhaupt sehr ungeduldig zu hören ihre Meinung über einen Walzer, welchen ich hoffe in kurzer Zeit zu vollenden. Selbstverständlich ist dieser Walzer im Reihensystem geschrieben“ (Österreichische Nationalbibliothek).
Der Walzer muß nach dem jetzigen Forschungsstand als verschollen gelten. Das früheste erhaltene Werk ist die Fuge für Kammerorchester (1929/30), von deren Partitur ein Exemplar in Bergs Nachlaß bewahrt wurde. Walzer und Fuge gedachte der Komponist ein Jahr später bei der IGNM für eine Aufführung einzureichen. Diese kam nicht zustande. Stattdessen geht aus einem Programmzettel, der sich im Nachlaß von Joseph Marx (Österreichische Nationalbibliothek) befindet, hervor, daß die „Fuge für Kammerorchester“ im März 1933 in Wien uraufgeführt wurde, und zwar – durch Vermittlung von Berg – in der von Simon Pullman geleiteten Reihe von Kammerkonzerten ohne Dirigenten. Dieses Dokument ist der einzige Beleg für die öffentliche Aufführung eines Werkes von Herschkowitz bis zu den 60er-Jahren.
Der Partitur der Fuge (Nbsp.1) ist ein zweiseitiges Vorwort vorangestellt. Es beginnt mit dem ...